Krisensichere Kläranlagen
Seit dem Beginn des Ukrainekrieges beschäftigen sich Kommunen und ihre Versorgungsträger intensiv mit der Sicherstellung des Betriebs ihrer Anlagen in Zeiten einer unsicheren Energieversorgung. Die befürchteten Energiekrisen und damit verbundenen Versorgungsengpässe sind in den letzten Wintern erfreulicherweise nicht eingetreten. Die Gefahr ist allerdings geblieben.
Auch die vom Zweckverband Mittelhessische Abwasserwerke betriebenen Abwasseranlagen benötigen elektrische Energie für ihren Betrieb. Das gilt besonders für die beiden großen Verbandskläranlagen in Lahntal-Göttingen und Neustadt (Hessen).
Im Monatsschnitt benötigt die Kläranlage in Göttingen 37.500 kWh; die Kläranlage Neustadt ca. 30.000 kWh. Abzüglich der selbst erzeugten Energie durch die Blockheizkraftwerke werden in beiden Kläranlagen fast die Hälfte des benötigten Stroms noch aus dem Netz bezogen.
Um auch bei einem so genannten „Blackout“ die Kläranlagen zumindest vorübergehend weiterbetreiben zu können, hat der Verband für diese Kläranlagen je ein mobiles Stromaggregat mit einer Leistung von 100 kVA zum Preis von ca. 125.000 €/Aggregat beschafft.
Durch diese Stromaggregate ist der Verband mit Blick auf seine Anlagen für eine Strommangellage vorbereitet. Für die großen Verbandsanlagen kann so vorübergehend eine Verunreinigung der Gewässer (die Lahn in Göttingen und die Wiera in Neustadt) durch ungeklärtes Abwasser vermieden werden.
Eine flächendeckende Vorsorge auch für die Vielzahl der kleineren Anlagen kann der Verband derzeit nicht leisten. Diese kleinen Teichanlagen sind aber nicht annähernd so energieabhängig und funktionieren – wenn auch eingeschränkt – auch bei einem vorübergehenden Stromausfall. Hier wurden aber Noteinspeisepunkte eingerichtet, um auch dort im Krisenfall elektrische Energie einspeisen zu können.
Am 2. April dieses Jahres hat sich das mobile Stromaggregat auf der Kläranlage Göttingen bereits bewährt. Ein Bagger hatte ein Stromkabel beschädigt, in dessen Folge die Stromversorgung für die Kläranlage ausfiel. Mit dem neuen Notstromaggregat hat der Verband den mehrstündigen Stromausfall überbrückt und die Kläranlage konnte uneingeschränkt weiter betrieben werden.